Für F. E.
Laut einer mündlichen Überlieferung der Ansiedlung in Hetfehel, die so in Erinnerung bleiben soll…
Sie gingen zu siebt in ein Land, das sie nicht kannten. Sie suchten nach einem Ort, der für sie eine Bleibe und später für ihre Kinder und Kindeskinder einmal Heimat sein würde. Eine Heimat wie jene, die sie nun aus eigener Entscheidung verlassen und damit verloren hatten.
Sie schauten nicht zurück. Auf den Wellen der Donau treibend kam ihnen ein Märchen in den Sinn, das sie alle kannten. Ein Märchen über ein Land, das ihnen einen Willkommensgruß zuwinkt, ein Land, das ihnen ganz fremd ist. Erkunden und entdecken wollten sie es, wenn sie nach langer Schifffahrt endlich die Anlegestelle gefunden haben. Gold soll da auf Straßen liegen, wenn die Sonne mild die Landschaft wachküsst. Silber soll die Dächer zieren, wenn der Mond sich schamlos am Firmament seiner Kleider entblößt. Sattes Grün der Wiesen soll für Nahrung sorgen, blaue Wellen den Durst ihnen löschen. Wellen rauschten Tag und Nacht, bis sie dann an eine Stelle kamen, wo der eine von den sieben einen Fuß auf das Land setzte, um von den anderen gefolgt, ihre Bestimmung zu finden.
Sieben Männer schritten nun hoffnungsvoll auf Feld und Flur. Sie suchten auch durch Wälder wandernd nach der Stelle im Märchen, wo Gold und Silber mit Grün und Blau glitzerten.
Der eine wurde Müller, der andere Schneider. Zu Bauern wurden fünf, um Kühe und Rinder auf die grüne Wiese zu führen. Der Grundherr ließ sie sprechen, verstand jedoch kein Wort, was soll’s, die Arbeit ist rühmlich, nachdem die Muselmanen dem gold-silbernen Schillern des satten Grüns und des wallenden Blaus ein grausames Ende bereitet hatten. Nun soll es grünen und blau soll’s ertönen im wohligen Rausch, um die Sprache kümmern wir uns erst später. Hauptsache sie beten kniend zu Gott für ausreichend Saat und duftigen Regen. Den Pflug schwingend schwebte ihnen ein Überfluss an Ernteertrag vor. Die Hoffnung auf Glück war ihrer Genügsamkeit schon lange Zeit nicht eigen: Leidlose Arbeit war für sie ein höchstes Gut.
Sieben sind gekommen, Mädchen zart und still, um ihr Leid zu lindern und ihre Lieder erklingen zu lassen. Die Fremde ergötzte sie schmeichelnd, denn sie kamen ihren Liebsten nach: Sieben Männer schlossen nun sieben Mädchen in die Arme. Sie trachteten zwar nach Glück im Leben, es fehlte aber viel: heimatlos, arm, bauten sie die Zukunft als hoffnungsvolle Heimat ihrer Kinder und Kindeskinder, ohne auf ihr hartes Leid zu schauen. Sie ruhen nun auf dem Friedhof, in vergessenen Gräbern. Namenlos sind sie heute für viele, aber zu siebt waren sie stark.